22.01.2018Der Bericht vom Chemnitz-Spiel endet nach 30 Minuten.

Trainer Bernd Berthold war fasziniert, zu was seine Damen imstande sind. Vierte Minute 0:3, zwölfte Minute 4:9, 16. Minute 6:11, 21. Minute 8:14, 29. Minute 12:17, Halbzeit 14:18, der HC Sachsen immer klar in der Vorhand. Wohlgemerkt, zuerst ist Chemnitz, dann Neustadt genannt. Es ginge noch weiter, denn in der 36. Minute stand es 17:21. Immerhin hatte Tabea Drews gerade ihr neuntes Tor erzielt. 30 Sekunden davor gab es einen Riss, ach nein, Laura Riß hatte das 17. Tor für die Gastgeberinnen gemacht. Martina Wiele ihrerseits hatte schon drei ihrer sechs Tore beigesteuert und Maren Emmrich ebenfalls drei ihrer fünf. So war alles im Plan und die Gäste voll im Limit. Berthold zufrieden: „Wir haben mehr als 30 Minuten feinsten Handball gespielt. Die Abwehr war Klasse, der Angriff war gut, es gab nichts auszusetzen.“ Doch was dann folgte, verschlug ihm die Sprache, ein Bericht über den Rest des Spieles erübrigt sich normalerweise. Doch die Statistik ist unerbittlich und ein Spiel eben nicht vorfristig beendet. Was folgte, waren vier Tore der Chemnitzerinnen, der HC Sachsen hielt die Partie bis zum 24:24 noch offen und ausgeglichen. Die Gastgeberinnen machten weitere vier Tore zur erstmaligen Führung. Berthold konnte es nicht fassen und nichts tun, sein Team war auseinander gebrochen, so dass er nur noch enttäuscht abschließend meinte: „Bis zur 40. Minute – Anmerkung: es stand 21:21 – konnten wir alles noch etwas kompensieren. Es folgten mehrfache Unterzahlen, davon zwölf Minuten in den letzten 20 Spielminuten. Die Konzentration war voll weg und Chemnitz lebte nur von unseren Fehlern. Die Köpfe waren unten und zuletzt fehlten Kraft und Möglichkeiten. Nach dem 24:24 lief alles gegen uns. Durch den Bruch in unserem Spiel hatten wir keinen Zugriff mehr und mit Fehlpässen und technischen Fehlern luden wir Chemnitz zu Toren und deren Sieg ein.“ Derart angefressen war Berthold bisher noch nie. Was er in Chemnitz erlebte, war nicht nur für ihn unfassbar. Der kollektive Blackout bringt nun sogar akute Abstiegsgefahr mit sich. Wieder musste der HC Sachsen erkennen, dass 30 Minuten noch lange kein Handballspiel sind, auch wenn es sich noch so schön ansieht, den Gegner scheinbar zu beherrschen. Nachlässigkeiten und eigene Fehler werden noch von jedem hart bestraft. Eine Woche Pause könnte die Situation noch verschärfen. Heidenau muss da nur noch in Rückmarsdorf gewinnen, dann steht sogar Abstiegsplatz elf zu Buche. Und was dieser Druck bedeutet, kann sich jeder selbst ausmalen. Aber weder der Trainer, noch andere wollen schwarz malen. Das Potenzial zu mehr ist vorhanden, auch wenn Berthold jetzt schon bei 15 Punkten stehen wollte. Mit halben Spielen ist allerdings wenig Boden gut zu machen.

HC Sachsen spielte mit: Wiekiera, Grünberger; Wiele (6), Kreisch, Müller (1), Eckhardt (3), Bräuer (1), Schumacher, S. Bein, Emmrich (5/1), Storm, Drews (9), T. Martin (1) und T. Bein (1).

Eberhard Neumann