02.06.2013Der Wolf und die 7 Geißlein…
Gerade mal eine Woche hatten die Frauen des HC Sachsen Zeit sich vom traditionell stattfindenden Pfingstturnier, diesmal in Neuenstadt am Kocher (Baden-Württemberg), zu erholen. Das nächste Turnier stand an. Diesmal wurden wir zum 14. MSV Handballturnier auf die Gamigstraße nach Dresden eingeladen. Das Turnier war für uns nichts Neues – schon letztes Jahr konnten wir uns bis ins Finale spielen, verloren dann aber unglücklich mit einem Tor beim 7-Meter Werfen. Dieses Jahr sollte alles anders werden – wir waren heiß und wollten den Sieg. Zur Mannschaft - dieses Jahr war die Mannschaft ein bunter Mix aus jung und jünger, Spielposition erfahren und Spielposition unerfahren. Wie auch schon zum Pfingstturnier stellte sich unser Coach ,,Thomas“ – alias ,,Wolfitzsch“ zur Verfügung. Er war nervös – sprach schon vorab mit den Spielerinnen, welche Vorstellung sie vom Wochenende haben. Er war sowohl als Trainer als auch als Spieler bei den späteren Turniersiegern ,,den Legenden“ unterwegs. Eine Doppelbelastung, die er in Kauf nahm. Coach Wolf motivierte vorab seine Mannschaft und stellte Regeln auf die jede Spielerin zu befolgen hatte. Zum Beispiel sollte Maren, unsere linke Außenposition, pro Spiel mindestens 3 Konter laufen und diese auch sicher verwandeln. Kein Problem für die flinke Maren, die sich zudem auch sehr im Positionsangriff auszeichnete.
Kommen wir gleich zum Tor – Katarzyna stellte sich der Herausforderung und hielt unseren Kasten sauber. Zudem spielte sie blitzgenaue Pässe auf Maren und fixierte sich stark auf die linke Seite. Die rechte Außenbahn wurde durch unsere Nicci eingenommen. Sie – sonst im Tor in der 2. Frauen aktiv – bekam ebenfalls als Aufgabe Konter zu laufen. Leider wurde sie nicht durch so eine hohe Ballflut beglückt, aber sie lief immer weiter und setze sich als rechtshändiger Torhüter auf der rechten Außenbahn trotzdem rechts durch. Der Torhüter war ihr nicht anzumerken.
Der Rückraum: Domi, Jenny und Martina übernahmen diese Rolle und rotierten wie wild. Domi´s Aufgabe war klar – Coach ,,Wolf“ wollte den Zug zum Tor, Torabschluss nur durch vorangegangene Finte. Und das tat sie, knallte den Ball ein ums andere mal in die obere Ecke nach kurzer Aufwärmphase. Jenny, hauptsächlich auf Rückraum Mitte aktiv, koordinierte die Mannschaft sowohl im Angriff als auch in der Deckung. Ihr Täuschungsverhalten war grandios und so konnte sie sehr oft einfach durch die Deckung huschen. Vom 7-Meter Punkt bewies sie immer Nervenstärke und erzielte somit ein Großteil er HC Sachsen-Tore. Unser dritter Rückraumbomber war Martina. Ihre Aufgabe waren Tore aus der zweite Reihe. Und wie Sie diesen Satz ernst nahm. Sie zeigte Zug zum Tor, sprang höher als ein Otto-Katalog und netzte den Ball ein. In der Defensive hebelte sie so manche Feldspielerin aus und lies sie hängen. Last but not least der Kreis, vertreten durch mich, Anne N., sonst aktiv im Tor. Der Trainer hatte meinen Wunsch respektiert und mich an den Kreis gestellt. So konnte ich wenigstens nur mir bzw. den gegnerischen Spielerinnen weh tun – aber nicht meinen eigenen. Meine Aufgabe bestand darin keine gelben Karten, 2 Minuten oder Disqualifikation zu erhalten. Ich zeigte Willen – versagte dennoch im zweiten Spiel mit einer gelben Karte. Was ist eine Mannschaft ohne die Betreuer. Anne Z., noch eingeschränkt durch eine Kreuzbandverletzung stand hinter ihrem Team und gab sicherlich dem Coach im Spiel den einen oder anderen Ratschlag. Somit stand der Leitwolf nicht allein da. Physio Alex war auch an Bord. Musste aber nicht eingreifen, was sicherlich besser für uns war. Er wäre sowieso immer ohnmächtig geworden.
Zu den Spielen:
Das erste Spiel bestritten wir um eine qualvoll frühe Zeit. 15:35 Uhr hieß es, dass erste mal Trikot an und Harz an die Hände. Gegner war der MSV Dresden 2. Dass es noch verdammt früh war sah man an unserer Spielweise. Die Deckung war löchrig. Der gegnerische Rückraum konnte werfen und walten wie er wollte. Auch im Angriff fiel uns der Ideenreichtum. Das Glück war trotzdem auf unserer Seite und somit konnten wir nach 20 Minuten ein 10:11 auf der Anzeigetafel lesen. Glück gehabt. Coach Wolf rief alle zusammen. Wir analysierten, interpretierten und diskutierten das Spiel aus. Nach geschlagenen 2 Minuten waren wir endlich fertig und bereit für den nächsten Gegner der 17:15 Uhr auf uns wartete. Gegner diesmal: MSV Turnierretterinnen, eine gemischte Mannschaft die für das Team Jena eingesprungen war, welche kurzfristig abgesagt hatten. Wir spielten besser, man sah deutlich, dass wir die schon wieder vergessenen Worte vom Coach ernst nahmen. Lange Pässe von Kata setzten Maren gut in Szene. Domi setzte sich schön durch und erzielte ihre Tore. Jenny verteilte Bälle und in der Deckung wurde der ein oder andere Ball geblockt. Zu erwähnen wäre hier der spontane Zuwachs innerhalb des Geißlein Rudels. Schumi verzückte uns mit ihrer Anwesenheit für ein Spiel. Ich rückte auf rechts Außen - Schumi an den Kreis. Sie bekam den Ball und warf ihre Tore. ,,So machte man das also“ – dachte ich mir. Wir konnten zufrieden sein. Endstand 17:13. Man sah eine Entwicklung im Team. Der dritte und schon letzte Gegner an diesem Tage waren die Damen vom SV Wutha-Farnroda. Selbstverständlich analysierten wir unseren letzten Gegner deutlich, um die Chance auf den Einzug ins Halbfinale zu wahren. Körperlich etwas anders besetzt, machte uns aber auch dieser Gegner keine Probleme und wir konnten unser chaotisches Angriffsspiel weiter verstärken. Wieder geschrumpft auf sieben leisteten unsere Lungen Schwerstarbeit. Wir kämpften um jeden Ball und angetrieben vom bald stattfinden Championsleague-Finale knallten wir den ein oder anderen Ball rein. Der dritte Sieg war perfekt, auch wenn ich den Endstand nicht mehr weiß. An diesem Tag unterstützen uns auch zwei Damen. Zum einen die Mandy vom MSV die sich als Rückraumbomber auszeichnete. Kelli – eigentlich auch Goalie, probierte sich ebenfalls von rechts außen.
Eine qualvolle Nebensache bei solchen Hochleistungsturniere ist der abendlich stattfinde Sportlerball. Gemütlich saß man ab 20:45 Uhr zusammen und bejubelte den BVB oder die andere Mannschaft – ich glaub Bayern München war es. Nach einem bitteren 2:1 Sieg der zuletzt genannten Mannschaft freuten sich die Einen, die Anderen eher weniger. Der weitere Abend verlief sehr entspannt, partiell unter freiem Himmel, partiell zum Auslaufen auf der Tanzfläche. Um den Bizeps ständig zu trainieren wurden ovale geformte Trainingsutensilien getragen, für die höhere Belastung waren diese stets mit Flüssigkeit gefüllt. Nach einer Weile verabschiedeten sich die Geißlein und suchte sich verteilt in Dresden Schlafplätze. Coach Wolf wollte weiter die Gegner analysieren und nächtigte sogar in der Halle. Man sah es ihm am nächsten Morgen auch an.
Spieltag zwei startete 10:15. - Halbfinale. Gegner wieder der MSV. Wir merkten, dass sich an diesem Tag das Gesicht der Mannschaft auch verändert hatte. Spontane Ausfälle führten dazu, dass die Mannschaft vom MSV dezimiert auflief. Wir nahmen unsere Sache trotzdem ernst. Nach ca. 3 Minuten Spielzeit passierte dann etwas was keiner wollte. Domi verletzte sich nach einer 1:1 Situation am Ellenbogen. Das Spiel wurde sofort abgebrochen. Nicht nur wir, sondern auch einige Ersthelfer vor Ort halfen Domi und sprachen ihr Mut zu. Nach langer Zeit kam dann auch endlich der Rettungswagen und Domi wurde mit ausgekugelten Ellenbogen ins Uniklinikum in Dresden geschafft. Nach zwei Stunden konnte ich sie dann wieder abholen. Der Ellenbogen war wieder drin. Domi lachte schon wieder und berichtete über ihre Situation und freute sich, dass sie von 5 Männern im Krankenhaus umsorgt wurde. Trotz Schmerzmittel und Betäubung wollte sie wieder in die Halle – selbstverständlich nicht zum spielen sondern nur als Zuschauer. MSV stimmte einem Spielabbruch zu auf Grund des Unfalls und so ging auch dieser Sieg mit bitterem Beigeschmack an uns. Wir standen im Finale…
Gegen 14 Uhr war das Finale der Frauen angesetzte, unser Gegner diesmal, die Damen von MSV II die sich im Halbfinale gegen Pirna durchsetzen konnten. Wir waren motiviert, wir wollten den Sieg – für Domi. Problem: 7 - 1 macht aber nur noch 6 Geißlein. Zu wenig für ein Spiel. Doch wir fanden Unterstützung aus den anderen Teams. Nadja aus Pirna und Anke, Trainerin der Chemnitzer Herrenmannschaft stellten sich zur Verfügung. Und so konnten wir unsere Finale trotzdem bestreiten. Die Erfahrung von den vorangegangenen Spielen zeigte Erfolg und wir spielten besser zusammen. Durch die Neuformierung des Teams konnten wir taktisch auftrumpfen und auf zwei Kreisspieler auflösen. Das machte die gegnerische Deckung verrückt und unser Rückraum konnte spielen wie er wollte. Maren suchte das Tor und fand es auch. Nicci rannte bei Kontern und spielte sich in den Rausch. Auch ich konnte mein Turniertor machen.
Nach zwanzig Minuten hieß es Turniersieg obwohl sich die Freude etwas in Grenzen hielt angesichts Domi´s Unfalls. Nach kurzer Rehabilitation hieß es nochmal antreten zur Siegerehrung. Endlich konnten wir unsere hart erspielten Trophäen in die Hand nehmen. Die zwei Flaschen Sekt, ein neuer Ball und die Siegerurkunde waren endlich unsere. Unser Coach konnte mit seinem Team ,,die Legenden“ dieses Jahr den Hattrick feiern und holte sich zum dritten mal hintereinander den Siegerpott. Er hatte doppelt Grund zur Freude. Zu guter letzt wurden bester Torhüter/in und Spieler/in ausgezeichnet. Bei den besten Spielerinnen gab es ein Unentschieden zwischen einer Spielerin des HC Sachsen und des MSV. Unsere Domi konnte sich durchsetzen und holte sich, gestützt durch Kata, die Urkunde zur besten Spielerin ab.
Ein wundervolles Wochenende ging zu Ende. Wir waren glücklich, stolz aber auch kaputt. Wir bedanken uns ganz herzlichen bei unseren Aushilfsspielerinnen Nadja, Kelli, Mandy und Anke. Ohne sie wäre das Finale nicht möglich gewesen. Wir bedanken uns bei den Verantwortlichen des MSV für die Ausrichtung des Turniers und den Ersthelfern vor Ort. Wir freuen uns auf das nächste Jahr.
Anne Naumann