08.04.2013Die letzte Chance mit Anstand vergeben
Der Zuschauerzuspruch beim vorletzten Heimspiel war nicht berauschend. Viele hatten den sonnigen Nachmittag im Freien vorgezogen. Es sollte wieder einmal nicht sein. Dabei schnupperten die Neustädter Frauen auch gegen Wismar am Sieg. Da werden am Ende schon einmal mit 28 so viele Tore über dem eigenen Saisonschnitt erzielt, und doch sind es drei oder vier zu wenig, um noch einmal Punkte zu holen. Gerade diese Niederlage gegen die Hansestädterinnen tat besonders weh und rührte zu Tränen, weil der Geist im Team stimmte, aber einmal mehr nicht reichte.
Dabei zeigte sich wieder, wer unten drin steht, der hat es besonders schwer und einfach nicht die nötige Lobby. Da muss man sich damit abfinden, dass manches mit verschiedener Elle gemessen wird. Dazu kam noch eine beim Gegner, die ganz besonders motiviert zu sein schien, Slavka Ninkovic. Noch vor einem Jahr für den HC Sachsen unterwegs, eröffnete gerade sie den Torreigen mit dem 0:1 nach einer Minute und 45 Sekunden. Um sich selbst zu beweisen, setzte sie auch noch in der 60. Minute mit dem 31. Gästetreffer den Schlusspunkt. Ihr gesamtes Auftreten war zwar recht professionell, aber für ihre ehemaligen Kolleginnen nicht sonderlich erbaulich. Die jedenfalls hatten sich mit ihrem eigenen Auftritt voll für die letzten Spiele rehabilitiert. So in der ganzen Saison am Ball, hätten sie nichts mit dem Abstieg zu tun gehabt. So ist es nun aber verbrieft, was sich schon lange andeutete. Es reicht nicht für die dritte Liga und wird nun in die Oberliga zurückgehen.
Sogar rechnerisch ist es nun vorbei. Durch die zwei Niederlagen gegen Frankfurt ist auch der direkte Vergleich um den Relegationsplatz zwölf ausschlaggebend für die Endplatzierung. Sollte der HC Sachsen die letzten beiden Spiele gewinnen, so wäre das dennoch nur Abstiegsplatz 13. Diesmal waren gleich einige, eigentlich das gesamte Team besonders zu bedauern. In der Partie stach vor allem Katarzyna Wikiera heraus, die auch Hundertprozentige entschärfte und den HC Sachsen immer im Spiel hielt. Wie immer rackerte auch diesmal Jenny Kolewa bis zum Umfallen. Selbst Rebeca Cembranos Bruzon, Martina Wiele, Dominika Tvrdonova oder Heidi Möller Jensen steigerten sich enorm. Doch auch die anderen standen denen kaum nach. Trotz dem von Beginn an ständigen einem Rückstand Hinterherrennens wurde der Gast nie entscheidend weggelassen. Mehrfach schon in Halbzeit eins den Anschluss erkämpfend, reichte es da noch nicht zur eigenen Führung. In der 34. Minute wurde ein Drei-Tore-Rückstand zum 15:16 pulverisiert. Wieder war es Ninkovic, die mit einem Konter den Traum vom Ausgleich verhinderte. Nach dem Remis zum 17:17 durch Wiele und Möller Jensen öffnete Wiekiera mit zwei gehaltenen Bällen den Weg zur erstmaligen Führung. Doch auch ihre sehr starke Gegenüber schnappte sich einen freien Wurf und die Sachsen mussten weitere fünf Minuten warten. Dann machte es Tvrdonova nach ihrem 19:19, Parade von Wiekiera und ihrem Konter zum 20:19 besser.
Die Schwäche der Saison im Abschluss hinderte den HC Sachsen, das Spiel endgültig zu drehen. So war es in der 50. Minute wieder einmal um ihn geschehen und das 23:24 der Beginn vom Ende. Es fehlte einfach an der Kraft und damit Konzentration, das Ergebnis für sich positiv zu gestalten. Wieder konnten sich die Gäste bis auf drei Tore absetzen und damit das Spiel für sich entscheiden. Eine tolle kämpferische Leistung wurde so zwar nicht belohnt, versöhnte aber auch mit den Fans. Dass diesmal immerhin fünf Kontertore gelangen, dem Gast nur zwei, spricht schon Bände zur intakten Moral der Filip-Damen. Ein wenig mehr Glück und Toleranz da und dort, es konnte ein noch schönerer Nachmittag werden.
HC Sachsen spielte mit: Wiekiera, Naumann; Wiele (5), Eckhardt, Günther (1), Kolewa (4/2), Möller Jensen (5), Emmrich, Cembranos Bruzon (6) und Tvrdonova (7/3).
Eberhard Neumann