29.11.2016Die Neustädterinnen sind einfach zu harmlos
Es war sicher das erwartet schwere Spiel in Dresden gegen einen aufstrebenden Gegner. Dass es am Ende fast lautlos über die Bühne ging, lag sicher nicht nur an der ungewohnten Umgebung und Atmosphäre. Nebenan – nur getrennt durch einen undurchsichtigen Vorhang – lief ein deutlich lautereres Jugendspiel. Pfiffe und Beifall von dort irritierten die Gäste genauso wie die weit entfernt sitzenden Zuschauer. Die Bedingungen kamen sicher den Gastgeberinnen in gewohnter Trainingsatmosphäre ähnelnden Umständen entgegen. Die ohnehin noch nicht so abgezockten jungen HCS-Damen waren sicher so des Öfteren abgelenkt. Dazu hatten sie beim schon 14 Uhr beginnenden Ligaspiel eine vormittags absolvierte A-Jugend-Bezirksligabegegnung in ihren Knochen. So war der Spielbeginn schon symptomatisch für den Gästeeinstieg. Schnell lagen die mit 4:0 hinten und hatten nie den Drive das zu ändern. Zusätzliche Lähmung brachte die in der 14. Minute frühzeitige schwere Verletzung von Hoffnungsträgerin Tabea Drews. Damit war auch das vorgesehene Rückraumverhalten des HC ad acta gelegt. Alle, außer der aufblühenden Martina Wiele schienen gegen die kompakten Gastgeberinnen eher zurückzuziehen, als sich konsequent durchzusetzen. Wiele, mit neun Feldtoren insgesamt erfolgreichste Werferin aus dem Feld, fehlte einfach angriffsseitig der nötige Pendant, um entlastet zu werden. Die ansonsten total gebrauchte Partie kommentierte Trainer Norman Komar leidenschaftslos so: „Wir haben überhaupt nicht ins Spiel gefunden. In der Abwehr fanden wir keinen Zugriff und vorn haben wir zu vieles liegen gelassen. Die TU nutzte und machte das clever und erzielte die Tore, die wir nicht machten. Man kann auch noch nicht verlangen, dass die jungen Spielerinnen schon die nötige Verantwortung übernehmen. Einzig Martina Wiele konnte heute überzeugen.“ Diese angesprochene hohe Verantwortung stieg in der Partie auch noch durch die weiteren Verletzungen bei Wiebke Prenzel und Anne Schumacher. Auch die fielen für die Restspielzeit aus, wobei Drews voraussichtlich lange fehlen wird. Besonders in der Schlussphase zeigten Nele Roch oder Alicia Bräuer mit tollen Aktionen ihr Vermögen, und dass sie neben anderen ihren Weg gehen werden. Nur das nötige Stehvermögen, Kraft und Selbstvertrauen müssen da noch aufgebaut werden, um gegen körperlich präsentere Gegnerinnen zu bestehen. Dann unterlaufen auch nicht mehr Verhältnisse von 6:1 Strafwürfen und 0:2 Zeitstrafen gegen sie. Wenn die anderen gestandenen Spielerinnen, außer Katarzyna Wiekiera und Wiele mehr Sicherheit und Durchsetzungsvermögen ausstrahlen könnten, würde das auch den jüngeren helfen, sich schneller reinzufinden.
HC Sachsen spielte mit: Wiekiera, Röllig; Wiele (9), T. Bein (1), Prenzel, Emmrich, Eckhardt (2), S. Bein (1), Drews, Roch (2), Schumacher (1), A. Bräuer (3), Storm (2) und Bück.
Eberhard Neumann