24.07.2017Die Rätsel um Trainer und Saison 2017/18 beim HC Sachsen lösen sich auf
Lange dauerte es, bis die Verantwortlichen die Katze aus dem Sack ließen. Es sollte keine Schnellschüsse geben und „alles trockenen Tüchern sein, ehe wir in die Öffentlichkeit gehen“, so Manager Torsten Prenzel. Mit viel Optimismus stellte er zum ersten Training der Vorbereitung auf die Saison im Sebnitzer Stadion den Neuen an der Seitenlinie der Damenmannschaften vor. Ja Mannschaften, denn Bernd Berthold wird zwei Teams in die neue Saison begleiten und trainieren. Es gibt nun auch wieder eine F 2, die aber wieder unten in der Kreisliga beginnen muss. „Schade, dass uns eine Einstufung in die Bezirksliga nicht gelungen ist“, ließ Prenzel seinen Unmut erkennen. Da 25 Spielerinnen zur Verfügung stehen werden, ist die Spielpraxis für alle besonders wichtig. Zum Auftakttraining waren immerhin 19 von ihnen erschienen. Auch für sie war die Trainervorstellung bis dahin im Dunkeln geblieben. Was sie erwartet, ließ Berthold schon zu Beginn mit einem längeren Statement durchblicken und anschließend gleich hart Kondition bolzen. Die jungen und erfahreneren Damen waren froh, endlich auch Gewissheiten zu bekommen. Mit Berthold ist wieder eine externe Lösung gefunden, die einiges für die Zukunft verspricht. Zudem ist der Neue kein unbeschriebenes Blatt und kann auf eine Erfolgsvita als Frauentrainer verweisen. So trainierte er vor Jahren erfolgreich die Frauen des SHV Oschatz, führte die Schneebergerinnen in die Sachsenliga oder coachte die Döbelner Damen zweimal auf Rang drei der Landesliga und zum Pokalvize-titel der Saison 2016/16.
Berthold will mit seinen Erfahrungen Neustadt weiter entwickeln
Das alles ist natürlich auch mit reichlich Anspruchsdenken an den HC Sachsen verbunden. Der Coach baut darauf, dass „Norman Komar eine gute charakterliche Mannschaft abgegeben hat. Für mich motivierend ist, ein Team vorzufinden mit gutem Zusammenhalt, gestandenen Spielerinnen, die auch höherklassig spielten und entwicklungsfähigen A-Jugendlichen. So möchte ich die Philosophie von Norman Komar weiterführen und die Jugend integrieren.“ Wie Berthold im ersten Training schon forderte, geht es ihm vor allem auf gute Kondition, die nach seiner Meinung auch die Konzentration für 60 Minuten garantiert. Das ist nach seiner Meinung besonders auch wichtig, um „60 Minuten Gas zu geben. Ich setze auf ein athletisches, schnelles, nicht ausrechenbares Spiel. Aber oberste Priorität hat das Spielverständnis untereinander. Die erfahrenen und jungen Spielerinnen müssen eine ordentliche Einheit bilden. Um weniger ausrechenbar zu werden, gilt es viele Auslösehandlungen zu spielen und das Überzahlspiel zu verbessern. Ich möchte, dass jede mit Vollspeed auf die Lücke geht und noch den finalen Pass bringen kann.“ Das ist ein immenses Programm, aber auch für Erfolge nötig. Wenn in der für 2017/18 erstarkten Liga sein Zielerreicht werden soll, besser als davor abzuschneiden, ist das volle Engagement aller erforderlich. Die Damen sollten sich demnach der Weiterentwicklung stellen. Berthold will, dass alle Spiel für Spiel Schritte nach vorn machen. Dafür nimmt auch er gern hohe Belastungen auf sich. Immerhin muss er zu jedem Training und Spiel je 100 km Einzelstrecke von Strigistal bis Neustadt absolvieren. Selbst meint er dazu: „Die Belastung ist für mich kein Problem und schon Gewohnheit“ und sagt lachend „ das gibt mir die Möglichkeit, viele Gedanken zu machen. Aber ernsthaft: Ich mache vorher immer eine vollständige Vorbereitung.“ Die konkrete Saisonvorbereitung sieht vor allem mindestens zweimaliges Training in der Woche vor. Dazu kommen einige noch zu benennende Trainingsspiele. Ein Trainingslager wird es wohl erst in den Herbstferien geben. Den Auftakt am Mittwoch bildeten Laufeinheiten. „Dazu kommen künftig Krafteinheiten mit abwechslungsreichen Ansätzen aus Fördern, Quälen und Motivation. Wenn sich dann auch noch ein Lächeln auf den Gesichtern zeigt, ist alles in Ordnung“, so seine Ergänzungen.
Dass die Spielerinnen, Fans und der Verein optimistisch in die Saison gehen können, ist Hauptanliegen von Manager Prenzel. Immerhin war der schon seit Januar auf Trainersuche, als Komar das Ende seines Engagements zum Saisonende verkündete. Trainer in die Provinz nach Neustadt zu locken, ist ähnlich schwierig wie mit Spielerinnen. Dazu gehört auch, dass wenig öffentlich darüber kommuniziert wird, wenn Interessenten noch in Verträgen oder anderen Vereinszwängen gebunden sind. So war selbst Prenzel zuletzt überrascht, einen Anruf von Berthold zu erhalten. Der wollte wissen ob „die Trainerstelle noch vakant sei. Dann kam es kurzfristig zu einem Termin in Siebenlehn und alles ging recht schnell. Wir machten Nägel mit Köpfen und fanden einen guten Faden zueinander“, so der Manager entspannt. Eine freudige Überraschung fürs Team war letzten Endes auch das Bekenntnis von André Martin, ab sofort wieder als Mannschaftsleiter dabei zu sein. Damit ist die „Mutti“ der Truppe zurück. Die Saison beginnt mit zwei Heimspielen, jeweils gegen Plauen-Oberlosa. Am 27. August steigt das HVS-Pokalspiel und am 3. September folgt das Sachsenliga-Punktspiel.
Angaben zur Person von Trainer Bernd Berthold
Jahrgang: 1952
Wohnhaft: Striegistal
Schulabschluss: 10.Klasse
Lehre: Werkzeugmacher
Studium: Polizeischule Berlin
Beruf: Polizist, Kripobeamter
Familie: verheiratet, 3 Kinder
Tätigkeit: Pensionär ab 2012
Handball: seit 1959/Lok Waldheim
(bei Werner Melzer)
Vereine als Spieler: 1970 Motor Hartha (A-Jugend)
1972-74 Polizei Berlin
Bis 1997 Motor Roßwein
(u.a. Bezirksliga)
Lizenz: C-Lizenz
Trainerstationen: Roßweiner SV (M.)
SHV Oschatz (F.)
Chemnitz-Rottluff (M.)
SV Schneeberg (F.)
HSG Neudorf/Döbeln
HSV Weinböhla (F.)
Eberhard Neumann