... sahen die mitgereisten Fans zu später Stunde, als die HC Sachsen-Frauen am Samstag in Hoyerswerda zu ihrem ersten Auswärtseinsatz ran mussten. Vorher noch hochmotiviert und willens sich die ersten Punkte auf fremden Parkett zu sichern, zeigte sich gleich zu Beginn, dass dieses Vorhaben ein schwieriges werden wird. Die Gastgeberinnen waren von Anfang an konzentriert, ließen den Ball im Angriff schnell zirkulieren und stellten selbst eine robuste Abwehr, die es den Neustädterinnen schwer machte, den Ball im Kasten unterzubringen. Und wenn doch, nur unter hohem Kraftaufwand. Taktisch waren die Hoywoy-Frauen ebenfalls bestens eingestellt und nahmen von der ersten Sekunde an, Strippenzieherin Rebeca Cembranos Bruzon unter persönliche Bewachung, was das Angriffsspiel doch sichtlich stocken ließ. Die lautstarke Kulisse in der Halle, mit an Fußballstadien erinnernden Fahnenchoreos und einem Hallensprecher, der mit seinem "Experten" auf etwas merkwürdige Weise in Delling-Netzer Manier die Stimmung weiter anfachte, tat dann ihr übriges.

Aber auch unter diesen Voraussetzungen hielt die junge Truppe stets den Kopf oben und blieb immer in Schlagdistanz. Doch 5 Minuten vor dem Pausentee verletzte sich Martina Wiele unglücklich und viel für den Rest der Partie aus. Bei weiterhin bestehender Manndeckung gegen Bruzon, die trotzdem versuchte das Beste aus ihrer Situation zu machen, mussten nun mehr oder weniger zwei erfahrene Rückraumspielerinnen ersetzt werden. Dass das für eine noch so unerfahrene Mannschaft fast unmöglich ist, ist wenig verwunderlich. Umso bemerkenswerter ist es, dass die Mannschaft nach einem recht deutlichen 5 Tore-Rückstand, bis zur 50. Minute noch einmal auf 19:18 verkürzen konnte. Dies zwang die Gastgeberinnen zu einer Auszeit die Wirkung zeigte. Das ohnehin von vielen technischen Fehlern geprägte Spiel der HCS-Frauen kam nun vollends zum Erliegen. Der Kräfteverschleiß war vor allem in der Abwehr deutlich zu erkennen, und die Hoyerswerdaerinnen konnten nahezu ungehindert einnetzen. Dagegen konnte auch der sonst so sichere Rückhalt in Form von Katarzyna Wiekiera nichts mehr ändern, die sich immer wieder allein ihren Kontrahentinnen gegenüber sah und folglich so gut wie keine Hand an den Ball bekam. Allerdings hätte man sich in dieser Phase ein etwas glücklicheres Händchen der Schiedsrichter gewünscht. Dies zeigte sich auch, als Isabell Härtel in der Schlussphase durch eine sehr fragwürdige Disqualifikation zum vorzeitigen Duschen gezwungen wurde. Nichts desto trotz waren die Hoyerswerdaerinnen an diesem Tag die klar bessere Mannschaft und gewannen alles in allem verdient mit 25:19.

Ein Kompliment muss man den Mädels aber trotzdem machen. Selbst als das Spiel bereits entschieden war, hat sich die Mannschaft nicht tatenlos ihrem Schicksal ergeben, sondern kämpfte vorbildlich bis zur letzten Sekunde. Wenn diese Moral beibehalten wird und in den kommenden Spielen die Fehlerquote reduziert werden kann, braucht man sich vor keinem Gegner zu verstecken.

Der HC Sachsen spielte mit: Wiekiera, Grünberger; T. Martin, Härtel (2), Wiele (3/1), T. Bein, Emmrich (1), Eckhardt (2), Cembranos Bruzon (5/3), Schumacher (3), S. Martin, Zimmermann (n.e.) und Heine (3).

So kommentierte die Sächsische Zeitung die Partie:

Auswärts geht gleich die erste Partie für den HC Sachsen verloren

In einer sehr intensiv geführten Begegnung verlieren die Damen von Neustadt-Sebnitz mit 25:19 (11:10) beim Aufsteiger unter Wert. Die Pleite von Hoyerswerda ist für die Neustädterinnen schmerzlich, aber auch zu verkraften. Natürlich hätten sie sich für das nächste schwere Spiel gegen Görlitz und die anschließende vierwöchige Pause zwei weitere Zähler gewünscht. Aber trotz der vorhandenen Siegmöglichkeit gelang das nicht. Vor allem die noch fehlende Abstimmung untereinander und das nötige Gegenhalten bei robusteren Kontrahenten wurden da verdeutlicht. Immerhin spielten die Damen von Anja Köhler bis zur Schlussphase engagiert mit. Aber gerade am Ende fehlte es an der Cleverness, die Bälle länger zu halten und ruhig bis zur Chance die Angriffe auszuspielen. Dafür fehlten die beiden, die es richten konnten in dieser alles entscheidenden Phase. Martina Wiele war bereits etwa fünf Minuten vor der Pause verletzt ausgefallen. Rebeca Cembranos Bruzon sah sich dazu über die gesamte Spielzeit einer persönlichen Pressdeckung gegenüber. So lag die meiste Verantwortung auf den jüngeren Spielerinnen, die einfach dieses Format und die Übersicht noch nicht haben können. Ihnen muss alle Zeit gelassen werden, sich in ihre neuen Rollen hineinzufinden. Diese gibt ihnen auch Trainerin Köhler, die trotz der Niederlage nicht unzufrieden nach Hause fuhr: „In den ersten zehn Minuten waren meine jungen Spielerinnen etwas überfordert und mussten sich erst auf die körperliche Härte einstellen. Alle haben sich dann gefangen. Bis zum 20:19 haben wir super mitgehalten, wobei am Ende auch manches Quäntchen Glück fehlte. Da wurde nicht ruhig und besonnen genug gespielt. Es ist aber auch schwer vor einer so hinter dem Gastgeber stehenden Halle erfolgreich zu spielen. Nach den ersten zwei guten Partien dürfen wir auch nicht vergessen, dass auch wir gegen den Abstieg spielen. So ist die Niederlage von Hoyerswerda nicht dramatisch. Mehr Sorgen machen mir die Verletzungen. Ich hoffe, bei Martina Wiele ist es nichts Schlimmeres und fällt gar länger aus. Auch Nicole Eckhardt schleppte sich durchs Spiel. Unter diesen Umständen bin ich zufrieden mit dem Einsatz aller, alle haben bis zuletzt gekämpft.“

 

Die Pleite ist kein Drama und zeigt zu ziehende Lehren

Das beweist auch die Phase, als die Gastgeberinnen in der 43. Minute bereits mit 17:13 führten. Schon recht clever wurde da eine Überzahl genutzt. Innerhalb von sechs Minuten wurde so der Anschluss zum 19:18 geschafft. Das forderte auch die Auszeit des SC und brachte dann den Bruch im Neustädter Spiel. Zwei Minuten gegen Anja Heine und ein Strafwurf leiteten die Schlussminuten ein. Umstrittenes Rot gegen Isabell Härtel verbannte auch noch eine der Agilsten beim HCS auf die Tribüne. Die Entscheidung zu beeinflussen gelang nun nicht mehr. Körner und Konzentration waren weg, während die Gastgeber noch aus den Vollen schöpfen konnten. Mit zunehmender Spielzeit in der Saison wird sich auch das ändern. Trotz der dann fehlenden Spielpraxis wird Köhler die folgende Pause zur weiteren Teambildung, Härteverträglichkeit und spielerischen Fortbildung nutzen.

 

Eberhard Neumann