10.02.2013Für den HC Sachsen waren auch zwei Zähler drin
Das Drittligateam von Trainerin Daniela Filip steht mit dem Rücken zur Wand. In den bisherigen 16 Partien konnten lediglich sechs Punkte verbucht werden. Das sind bislang zu wenige, um an einen Nichtabstieg zu glauben. Trotzdem lassen die Verantwortlichen des HC Sachsen und vor allem das Team um Katarzyna Wiekiera nichts unversucht, um sich gemeinsam aus dem Dilemma zu befreien. Da zählt jeder kleine positive Schritt, auch wenn es wie am Sonntag nur zu einem Punkt reicht.
Das Spiel gegen die Damen aus dem Norden war dann auch eines der bisher besten der in der laufenden Serie gezeigten. Anfang der Saison war das Hinspiel das dritte, zwischen TSC Berlin und Altlandsberg liegende. Ob es nun besser gewesen wäre, wenn es auch in der Rückrunde so gewesen wäre, darüber lässt sich trefflich spekulieren. Immerhin hätte zumindest die Gäste die Situation genauso wie den HC Sachsen getroffen. Sie wären nach etwa einer 600 Kilometer langen Fahrt zum Spiel im Sportforum angereist. Jedenfalls hatten sie das Spiel einen Tag zuvor in Oschatz und eine Nacht im Hotel gut verkraftet. Träume eventueller Müdigkeitserscheinungen hatten sich schon während der Begegnung zerschlagen. Mit ziemlicher Wucht und Aggressivität bearbeiteten sie jedenfalls die Neustädter Damen, allen voran Dominika Tvrdonova. Die schien im Gegensatz zu ihren anderen, erfahreneren Mitspielerinnen davon sichtlich beeindruckt. Vor allem Heidi Möller Jensen und Jenny Kolewa hielten dagegen und spielten ihr gewohntes Pensum herunter. Bei letzterer kam es in der 41. Minute zum allseitigen Schock, denn die Schiedsrichterin zeigte Rot. Die dabei entstandene Aufregung war kurz darauf gewichen, denn es war erst ihr zweiter Bankbesuch. Und wie wichtig sie für das HCS-Spiel war und ist, blieb in den Folgeminuten nicht verborgen. Nach 40 Minuten hatten sich die Neustädterinnen mit 19:14 ein kleines Polster erarbeitet, was die Auszeit der Gäste zur Folge hatte. Dieser Lauf führte zu toller Stimmung in der Halle. Mancher Fan konnte sich nicht mehr halten und alles schien für den HC Sachsen zu laufen. Die Damen auf der Platte wurden von dieser Euphorie angesteckt und kämpften weiter unverdrossen gegen den favorisierten Gast. Und gerade dieses Wechselspiel zwischen Akteuren auf dem Parkett und auf der Tribüne ist das Salz in der Suppe, für das sich alle Woche für Woche engagieren.
Wenn dabei Erfolge oder wenigstens Teilerfolge zustande kommen, macht das den Teamsport aus und interessant. Nicht umsonst gehen die Spielerinnen nach jedem Spiel zum Fanblock und bedanken sich. Artig applaudierende oder bei Misserfolgen schimpfende Leute bauen die Damen im Spiel nicht auf. Die leben, wie alle Sportler vom Adrenalinschub zu dem ihnen auch die Fans verhelfen. Diesmal waren die mit einer lange nicht gesehenen Trommler-Streitmacht angerückt. Auch darum sind die Worte von Teamchef Uli Sturm nur zu verständlich, der meinte: „Es tut mir für die Mädchen leid, dass sie sich letztlich nicht mit zwei Punkten belohnt haben.“ Auch wenn die den zweiten Zähler durch eigene Fehler und sieben klaren Torchancen verloren, so glich sich das aus. Wiekiera hielt vor allem im ersten Durchgang mit elf gehaltenen Würfen, darunter drei freien, ihr Team im Spiel oder verleitete die Gegnerinnen zu Fehlwürfen. Immerhin wurde ja gegen den Tabellendritten gespielt, während ihr Team im Keller steht. Da zuvor die Siegchancen vertan wurden, trifft auch Möller Jensen keine Schuld am Punktverlust, als sie 45 Sekunden vor Schluss den Strafwurf nach vorher drei Erfolgen nicht einnetzte. Sicher war das auch dem Kräfteverschleiß geschuldet, denn in den letzten Minuten wurde auch nach 26:23-Führung der Sack nicht zugebunden. Ähnlich sah es Sturm und gewann dem Punkt das Positivste ab: „Auch wenn wir einiges verballert haben, wollen wir das Positive aus dem Spiel mitnehmen. Das Team hat als solches funktioniert und sich gut verkauft. Owschlag hatte zwar ein Spiel in den Knochen, aber auf der Bank die besseren Alternativen und konnte so gut gegenhalten. Trotz drei, vier Gegentoren zuviel, werden wir weiter nach vorn sehen. Dann müssen wir eben gegen Schwerin beide Punkte behalten.“ Damit kommt also dem nächsten Spiel am Wochenende zu Hause wieder der gewisse Endspielcharakter zu.
Der HC Sachsen spielte mit: Wiekiera, Naumann; Wiele (3), Prenzel (2), Eckhardt, Günther, Kolewa (5), Möller Jensen (9/3), Cembranos Bruzon (3), Zimmermann (2) und Tvrdonova (2).
Eberhard Neumann