05.03.2018Dampf abgelassen
Unser Besuch galt der ehrwürdigsten Handballhalle, die nach Kenntnis des Verfassers im Spielbezirk Dresden noch zum Spielbetrieb zugelassen ist. Es handelt sich um das Domizil des Eisenbahner-Sportvereins Dresden eV, das malerisch am Emerich-Ambros-Ufer gelegen ist. Die Halle wurde am 3. November 1956durch den Präsidenten der Reichsbahndirektion Dresden eingeweiht und war zur damaligen Zeit die erste große Sporthalle in Dresden, in der später u.a. Länderkämpfe im Hockey ausgetragen wurden. Das Bauvorhaben der Deutschen Reichsbahn kostete damals immerhin 400.000 Mark. Und da unsere Gastgeber offenbar der Traditionspflege verbunden sind, nutzen sie die liebevoll „Lokschuppen“ genannte Halle noch heute. Und das sicher nicht zu ihrem Nachteil. Es ist davon auszugehen, dass die Gastgeber die ganz speziellen Gegebenheiten der Halle gut kennen und ihr Spiel darauf einzustellen wissen. Trotzdem die zurückliegende Kälteperiode sich am Sonntag schon abgeschwächt hatte, herrschten in der Halle für uns immer noch ungewohnt strenge Temperaturen. Hinzu kommt ein Spielfeld, das abweichend vom IHF Reglement lediglich die Maße 39 m x 18 m aufweist und ca. 30 cm von den äußeren Spielfeldbegrenzungen von einer Bande umgeben wird, die an eine Eishockeyarena erinnert. Auf die niedrigen Temperaturen hatte sich unser gewiefter Torwart Dome bereits dadurch eingestellt, dass er sich ein Heißgetränk mitbrachte, welches für die nötige Betriebstemperatur sorgen sollte. Unter diesen Voraussetzungen sollte nun das Rückspiel unserer M2 gegen die Dritte des ESV-Dresden ausgetragen werden. Das Hinspiel konnte unser Team mit 23:20 gewinnen und die Stimmung im Team war infolge des guten Auftritts aus der letzten Woche gegen den Tabellenführer durchaus positiv. Im Hinspiel war das Lok-Team noch gespickt mit einigen jüngeren Akteuren. Heute allerdings lief- und das ist durchaus respektvoll gemeint- die alte Garde auf. Nun sollte man meinen, dass dies ein Vorteil für unser Team sein könnte, wenn das Durchschnittsalter unserer Mannschaft gefühlte 10 Jahre unter dem der Gastgeber liegt. Man könnte nämlich versuchen, durch ein schnelles Spiel die Gastgeber an ihre athletischen Grenzen zu bringen und dadurch hilfreiche Konzentrationsschwächen zu generieren. Zu Beginn konnte unser Team schnell mit 0:3 in Führungen gehen. Mit Athletikunterschieden hatte dies freilich nichts zu tun. Lediglich die Tatsache, dass unser Team die ersten drei Chancen zu nutzen wusste und die Gastgeber noch etwas fahrig agierten, führte zu diesem Zwischenstand. Von nun an aber zeigte sich, was sich aus langjähriger Handballerfahrung und den speziellen Gegebenheiten des Lokschuppens machen ließ. Die um 2 m schmalere Halle ließ ein breit angelegtes Angriffsspiel nicht zu, wobei man auch eingestehen muss, dass dies ohnehin keine Stärke unseres Teams ist. Hinzu kam, dass die Gastgeber im Deckungszentrum einen Spieler aufbieten konnten, der wohl die Länge von Fin Lemke und die Massigkeit eines Rafael Baena Gonzalez in einer Person verkörperte. Mit solchen körperlichen Voraussetzungen ist es dann auch nicht mehr ganz so wichtig, wenn die Beinarbeit nicht mehr wie in ganz jungen Jahren funktioniert. Allein die schiere Fläche, die mit Körper und Armen abgedeckt werden konnte, sollte es unseren Fernwurfschützen an diesem Tag schwer machen. Hinzu kam, das die Gastgeber wohl aus dem Hinspiel noch in Erinnerung hatten, dass Sven an guten Tagen aus dem Rückraum eine Menge einfache Tore werfen konnte und sie ihn deshalb bereits von Beginn an mit einer personenbezogenen Deckung belohnten. Des Weiteren konnte die gegnerische Abwehr sich auch wegen der geringen Hallenbreite auf das Deckungszentrum konzentrieren. Kurz gesagt, die Gastgeber konnten in der Deckung sprichwörtlich Beton anrühren. Mit diesem Trumpf in der Hand machten sich die Gastgeber daran, den schnellen Rückstand aufzuholen. Aus dem 0:3 wurde in Kürze ein 4:3 und in der Folge entwickelte sich ein ganz zähes Spiel. Bis zum Zwischenstand von 10:9 konnte sich kein Team einen größeren Vorsprung erarbeiten. Allerdings wurde bereits deutlich, dass wir uns an dem Abwehrbollwerk der Gastgeber aufrieben. Unsere fast ausschließlich über das Deckungszentrum vorgetragenen Angriffe wurden leider nicht häufig genug mit Toren belohnt. Neben der physischen Präsens der Gastgeber ist das sicher auch deren guter Abstimmung der Abwehrreihe mit dem heimischen Torwart geschuldet. Irgendwie war der junge Keeper der Eisenbahner immer in der Ecke, in der unsere Würfe einschlagen sollten. Und leider genügte dies dann auch, um die Bälle auch tatsächlich abzuwehren. Es fehlte schlicht die letzte Präzision. Hinzu kam, dass wir auch einen Strafwurf vergaben und zwar auf eine Art, die zwischenzeitlich eigentlich von unserem Präsidenten verboten worden war. Zum Schluss der ersten Hälfte konnten die Gastgeber dann 13:10 in Führung gehen. Ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt.
Direkt nach der Pause konnten die Gastgeber auf 15:11 erhöhen. Ein Vier-Tore Vorsprung war unter diesen Voraussetzungen schwer zu egalisieren. Im Neustädter Fanblock fantasierte der Verfasser nun davon, dass man die Gastgeber durch schnelles Spiel an ihre physischen Grenzen bringen möge. Schnelle Gegenstöße oder eine zweite Welle könnten das Geheimnis sein, um gegen eine noch nicht geordnete Abwehr der Gastgeber zu leichteren Toren zu gelangen. Aber auch hier zeigte der Lokschuppen seine entschleunigende Wirkung. Verfehlten die Gastgeber einmal unser Tor, so war das Spielgerät dennoch selten für unseren Torwart sofort greifbar, um einen Gegenangriff einzuleiten. Durch die besonderen Gegebenheiten der Halle verfingen sich Bälle, die unser Tor knapp verfehlten, in den Netzen hinter dem Tor und unsere Keeper mussten die Wurfgeräte mühselig wieder herausklauben. Ein sofortiger Abwurf war selten möglich. Hinzu kamen aber auch eigene Unkonzentriertheiten. Beispielsweise wurde der Ball nach einem Tor der Gastgeber so zur Mitte befördert, dass er sich dann lediglich rollend und hüpfend in der gegnerischen Spielhälfte wiederfand. Es sei ausdrücklich gesagt, dass dies nicht ausschließlich den Torhütern oder den potentiellen Anwerfern zuzuschreiben ist. Das unglückliche Zusammenwirken führte zu dem beschriebenen Ergebnis. All diese kleinen Spielverzögerungen ließen den cleveren Hausherren scheinbar genügend Zeit, um sich jeweils wieder zu regenerieren. Einen Vorteil konnten wir aus den der Jugend zu unterstellenden höheren Ausdauer- und Schnelligkeitswerten leider über das gesamt Spiel nicht erlangen. Und so musste jedes Tor gegen die stabile Deckung der Hausherren schwer erkämpft werden, was nach und nach die Kräfte schwinden ließ. Beim 19:17 Mitte der zweiten Halbzeit keimte noch einmal Hoffnung, die allerdings schnell wieder an dem Bollwerk an Erfahrung der Dritten des ESV zerschellte. Beim 23:17 war die Partie entschieden. Am Ende des Matches stand auf der Anzeigetafel ein 26:21 zu lesen. Während wir uns verwundert noch ein wenig die Augen rieben, entkorkten die Hausherren bereits ihr Siegesgetränk, das sie sich mit einer überaus cleveren Leistung verdient hatten. Wir aber mussten einmal mehr konstatieren, dass wir nicht aus allen Mannschaftsteilen genügend Torgefahr auszustrahlen in der Lage waren. Die Anzahl von nur 5 Torschützen spricht da eine eigene Sprache. Und wieder einmal war es Dave, der mit 9 Toren Torschützenbester unseres Teams war. Auch Nico mit 5 Torerfolgen hat die in ihn gesetzten Erwartungen erfüllt. Es fehlt aber weiter an Gefahr über die Außen und den Kreis. Hier muss im nächsten Heimspiel gegen die TU Dresden unbedingt eine Steigerung her.
Für die M2 sammelten Erfahrung:
Nico 5, Maik, Dirk 1, Sven 2, Dominik 2, Dave 9, Daniel, Robert, Jens, Philipp,
Unsere Keeper zeigten eine stabile Leistung und Philipp konnte einen Strafwurf vereiteln.