26.04.2017Eiszeit
Man darf es zu Recht einen eisigen Empfang nennen, den die Großenhainer Handballer der M2 des HC Sachsen am Sonntagnachmittag bereiteten. Als nämlich die Dresdner Fahrgemeinschaft bestehend aus dem Griechen und dem Verfasser am frühen Nachmittag auf dem ehemaligen Exerzierplatz des Kgl. Sächs.1. Husaren-Regiments „König Albert“ Nr.18 in der Nähe der Großenhainer Heimspielstätte eintraf und ihr Schlachtross, pardon: Kraftfahrzeug, parkte, wehte ein kalter, mit Schneeflocken angereicherter Wind, der den kurzen Weg zur Halle zur ersten Prüfung dieses Spieltages werden ließ. Dort erwartete uns die zweite Mannschaft der SG Zabeltitz/Großenhain zum letzten Saisonspiel. Da unser Team bereits vor diesem Match als Kreismeister und Aufsteiger in die Bezirksklasse feststand, könnte man meinen, dass wir diesem Spiel keine größere Bedeutung mehr beigemessen hätten. Aber weit gefehlt! Bis auf unseren Basti waren alle Spieler an Bord und auch hoch motiviert. Das Gastgeberteam belegte vor dem Spiel zwar „nur“ Platz 6 der Tabelle, hatte aber zu Hause bisher noch keinen einzigen Punkt abgegeben. Wir wollten also, ganz entgegen unserer guten Erziehung, schlechte Gäste sein, und diese Heimserie der Gastgeber beenden. Zur Verteidigung ihres Heimnimbus war das Großenhainer Team allerdings nur mit 7 Feldspielern angetreten, von denen wir immerhin 10 aufzubieten hatten. Aber glaubt man den Spielberichten der Gastgeber, hatten sie ihre Heimsiege fast immer mit schmaler Auswechselbank eingefahren. Wir waren also gewarnt. Das in unserem Team vor dem Spiel ausgegebene Motto lautete deshalb „Wir müssen heute nicht gewinnen, aber wir WOLLEN!“. Unter diesen Voraussetzungen ging es ins Match. Und siehe da, wir mussten der relativ langen Spielpause Tribut zollen. Die Heimmannschaft konnte mit 3:0 in Führung gehen. Woran das lag? Von der Auswechselbank diagnostizierte der Trainer bei uns erneut das „Johannstadt-Syndrom“. Der Name geht auf unser Auftreten in dem Auswärtsspiel gegen das Team von Johannstadt zurück und damit gemeint ist eine, wenigstens sehr unmotiviert wirkende, Spielweise in fremder Halle, die vom Wanderschritt in der Vorwärtsbewegung und von einer absolut lautlosen Abwehrarbeit geprägt ist. Um unserem Team nicht Unrecht zu tun, muss natürlich auch erwähnt werden, dass wir in dieser Anfangsphase natürlich nicht gänzlich ohne Torchance blieben. Nur zu nutzen wussten wir sie nicht, wobei der Verfasser wenigstens einen Pfostentreffer der Kategorie „Pech“ zuordnen mag. Erst mit dem Treffer zum 3:1 nahmen wir also am Torreigen teil. Allerdings änderten sich die Kräfteverhältnisse dadurch zunächst nicht grundlegend. In der Abwehr kamen wir häufig den entscheidenden Schritt zu spät, so dass sich den Großenhainern, die mit Fernwurfschützen nicht gesegnet waren, trotzdem immer wieder Torchancen eröffneten, die sie zu nutzen wussten. Zwischenzeitlich war uns zwar beim 5:5 der Ausgleich vergönnt, die Gastgeber konnten aber postwendend auf 7:5 erhöhen. Das Highlight in dieser ersten Spielphase lieferte allerdings ein Großenhainer Spieler, der von links außen zunächst einen flachen Wurf antäuschte und den Ball dann technisch versiert über unseren zu Boden sinkenden Torhüter legte. Da gab es sogar Beifall von der Bank unseres Teams, weil man so etwas in der Kreisliga sicher nicht allzu oft zu sehen bekommt. Allerdings hatten wir nicht vor, uns durch derartige Finessen beeindrucken zu lassen. In der Folge gelang uns beim Stand von 7 bzw. 8 Toren für jede Seite jeweils der Ausgleich und von da ab wollten und sollten wir das Spiel bestimmen. Unser Trainer Eddi hatte nach ca. 15 min eine Auszeit für unser Team genommen, um uns vom „Johannstadt-Syndrom“ zu kurieren. Uns allen war klar, dass wir mit der anfänglich praktizierten Schlaftablettenmentalität auch dieses Spiel nicht gewinnen konnten. Aber Besserung war in Sicht. Nach der Auszeit gelang es, die Angriffe nach Ballgewinnen schneller vorzutragen und die Abwehr zu stabilisieren. Die Kommunikation innerhalb der Mannschaft wurde etwas lebhafter und dadurch auch für alle spürbar, dass wir dieses Spiel heute gewinnen wollten. Bis zur Pause brachte uns dieser kleine mentale Ruck eine 10:15 Führung. In der Pause mahnte der Trainer erneut an, dass für einen Zweipunktgewinn weiterhin konsequent verteidigt werden muss. Zu Beginn der zweiten Hälfte trug diese Marschroute wieder Früchte und wir konnten den Vorsprung auf 10:17 erhöhen.
Statt nun aber weiter konsequent aggressiv zu verteidigen und vorn die Chancen zu verwerten, stellte sich offenkundig doch ein wenig der Saison-Ende-Schlendrian ein. Wir erspielten uns nach wir vor gute Möglichkeiten, ließen aber viele davon auch ungenutzt. Der Fairness halber muss man allerdings zugeben, dass der Großenhainer Keeper wirklich einen guten Tag erwischte und sicher auch den ein oder anderen Ball entschärfte, der in der Kreisklasse sonst sicher die Torlinie überquert hätte. In der Abwehr entstanden immer wieder Probleme durch die einlaufenden Außenspieler der Gastgeber und so konnte unser Keeper Carly sich auch in seinem - leider - letzten Spiel für unser Team wieder mehrfach auszeichnen. Der Vorsprung für unsere Truppe blieb über weite Teile der zweiten Hälfte konstant, wofür Zwischenstände von 13:21, 19:26 als Beleg gelten dürfen. Am Ende der Partie zeigte die Anzeigetafel einen 22:27-Sieg für unser Team. So richtig geriet dieser Sieg in der zweiten Halbzeit nie in Gefahr, was möglicherweise der Grund für den ein oder anderen nicht ganz konsequenten Abschluss war. Aber das Ziel war erreicht: Wir hatten uns für den eisigen Empfang revanchiert und unsere verlustfreie Heimserie als Alleinstellungsmerkmal verteidigt. Im Anschluss an unser Spiel spendierte uns unser Carly anlässlich seines Abschieds noch die längsten Pralinen der Welt und einige Getränke. Wir alle werden Carly sehr vermissen, der einen großen Anteil an dieser erstaunlichen Saisonleistung unseres Teams hatte. Wir können wirklich sehr stolz darauf sein, was wir aus dieser bunten Mischung aus jung und erfahren bzw. schnell und bedächtig gemacht haben. Im nächsten Jahr wird man die Truppe dann in der Bezirksklasse bewundern können. Es wird sicher nicht leicht, sich dort zu etablieren.
P.S.: Eine Entschuldigung geht an dieser Stelle noch an Sven, dem der Verfasser, offenkundig von den Prozenten des Malzgetränks beeinflusst, noch nach dem Spiel in der Kabine weismachen wollte, er habe allenfalls 6 Tore geworfen. Tatsächlich war Sven aber mit 10 Toren diesmal Schützenkönig unseres Teams. Aber angesichts der athletischen Fähigkeiten und tatsächlichen Chancen fühlen sich 10 eben manchmal nur wie 6 an……
Es spielten in Großenhain vorerst das letzte Mal in der Kreisliga:
Dave 7/1, Nico 4, Daniel 1, Jens 1, Tom, Jörg, Maik 2, Dirk 2, Ronny, Sven, 10/1
Carly ließ nur 22 Bälle passieren und wird sicher irgendwann, und sei es nur als Zuschauer, wieder dabei sein