22.10.2017Neustadt kriegt in Heidenau noch die Kurve und gewinnt
Das war das erwartet umkämpfte Spiel und brisante Derby in Heidenau. In dem hatten beide Teams jeweils eine Halbzeit für sich besser gestalten können, was am Ende dem HC Sachsen den knappen Sieg einbrachte. Der war letztlich nach schwachem Beginn nicht unverdient. Allerdings nutzten die Gastgeberinnen ihre Heimspielchance anfangs toll aus und brachten bereits in den ersten 28 Minuten bis zum 18:11 die Gäste an den Rand der nächsten Niederlage. Wie die Neustädterinnen allerdings bis zur Pause den Rückstand noch bis auf vier Tore Differenz verkürzten, war imponierend. Das war der Grundstein für die Aufholjagd nach der Pause. Alle taktischen Maßnahmen von HCS-Trainer Bernd Berthold fruchteten dann immer besser und sein Team stellte sich über die gesamte Spielzeit als solches dar. Vor allem Sarah Martin kam nach besagter 28. Minute immer besser ins Spiel, was auch taktisch neue Möglichkeiten eröffnete. Von ihrem vorherigen Verein war sie Spielen ohne Haftmittel gewohnt und kam am besten mit diesen Bedingungen aus. Das war auch ein Ansatz von Berthold, der dazu meinte: „hätten wir verloren, wäre mein Fazit so ausgefallen, dass wir selbst schuld trugen. So aber muss ich meinen Damen bescheinigen, dass ihr Gegner heute weniger der SSV als viel mehr der glatte Ball war. Ohne Wachs war das schon ein fast unansehnliches Spiel, weil vor allem meine Spielerinnen nur mit dem Ball zu tun hatten und viele Bälle einfach nach vorn verloren. Trotz dieser Einflüsse stand die Abwehr anfangs nicht so gut wie gewollt. Die Nahtstellen wurden nicht richtig verengt und der Gegner zu Fehlern gezwungen. Zudem fehlte da noch das konsequente Heraustreten. Nach vorn wurden im schnellen Umschalten zu viele Bälle verloren. Viele technische Fehler über die Lücken und Außen und frei vergebene Chancen brachten uns in bedenklichen Rückstand.“ Dann wurde aber vor allem im Angriff der ‚Sahnetag‘ von Sarah Martin genutzt und die Rückraumwerferinnen mehr ins Zentrum beordert. Das und das Umstellen der Abwehr auf 4:2 kurz vor der Pause brachte die Wende im Spiel. Weiter mit der offensiveren Abwehr nach der Halbzeit agierend, gelangen in der 39. Minute der erstmalige Ausgleich und in der 41. Minute die Führung zum 23:22. Der Coach war letztlich froh, dass und wie sein Team noch den Sieg aus dem Feuer riss: „Natürlich ging es, wie in einem Derby üblich, hart zur Sache, blieb aber immer fair. Durch den Ball kam es allerdings zu viel Gewürge, aber mein Team machte das Beste daraus. Es bewies seine gewachsene Teamfähigkeit, Teresa Bein und Tina Martin lösten die Manndeckung super und die anderen zogen voll mit. Nur eines muss noch mehr gelernt werden, der Umgang mit Nebengeräuschen.“ Das wollte er zwar nicht weiter kommentieren, aber andere Beobachter erkannten damit die bis zu Beleidigungen unter der Gürtellinie führenden Aversionen des Heimpublikums. Leidtragende waren ganz zum Schluss Tabea Drews mit Verletzung und Verhöhnung sowie Nicole Eckhardt mit Ausschluss nach verbaler Gegenreaktion. Letztere entschuldigte sich später dafür, aber einigen Heimfans sollten schon ihre Grenzen aufgezeigt werden. Wie die Neustädter Fans und Trommler ihr Team anspornten, dafür bedankten sich Spielerinnen und Trainer ausdrücklich. Nun kommt Rückmarsdorf nach Neustadt, was ein neuer hoher Gradmesser für die Teamentwicklung werden dürfte.
Berthold freute sich zudem, dass die zweite Mannschaft ihr Spiel gegen Dresdener Bank mit 20:13 gewann. Da es zur gleichen Zeit stattfand, konnte nicht auf Unterstützung der ersten zurückgegriffen werden. Für Berthold war das klasse und bringt zudem den ersten Rang in der Liga.
HC Sachsen spielte mit: Wiekiera, Grünberger; S. Martin (12/4), Wiele (6), Eckhardt, A. Bräuer, S. Bein, Emmrich (2), Storm, Drews (7), T. Martin (5) und T. Bein (1).
Eberhard Neumann