02.12.2019Zwei verschiedene Halbzeiten gegen Weinböhla
Das Endergebnis ist letztlich so überzeugend, dass es nicht einmal verdeutlich, welch schweres Stück Arbeit dahinter steckte. Dazu mussten alle Spielerinnen besonders in der zweiten Hälfte bis an ihre Grenzen gehen. Schade nur, dass sie es sich vor dem Wechsel oft selbst so schwer machten. Schon der Start war nicht optimal. Dabei bestanden die Möglichkeiten dazu. Die Anfangsführung der Gäste konnte trotz zweier Siebenmeter nicht egalisiert werden. Vielmehr bauten die das 0:1 durch verwandelten Siebenmeter zum 0:2 aus. Erst ab der sechsten Minute wurde die Partie zum 3:2 gedreht. Danach wechselten sich Remis, eigene Führung und Gästeplus fünf Minuten lang ab. Trotz anschließendem Drei-Tore-Vorteil kam keine Ruhe ins Spiel und die Führung wurde sogar wieder aufgegeben, anstatt weiter auszubauen. So blieb es bis zum Pausenpfiff eng, aber wenigstens bei einem Tor plus. Aus der Kabine schien eine neue Mannschaft zu kommen. Da waren auf einmal Kampfgeist, Aggressivität und Spiellaune vorhanden, was zuvor vermisst wurde. Trainer Bernd Berthold muss in der Pausenansprache die richtigen Worte gefunden haben, die zu einer völlig veränderten Einstellung führten. Auch wenn nicht alles rund und erfolgreich lief, so merkten auch die Fans, dass die Partie Fahrt aufnahm. So steigerten auch die die unterstützende Lautstärke. Ein wenig wurde zwar noch die Hektik aus der ersten Hälfte mitgenommen, aber vor allem die älteren Spielerinnen beruhigten immer wieder mit Übersicht und Toren. Hatte in der ersten Hälfte Teresa Bein ihr Team mit ihren vier Treffern von 13 gesamt – verdoppelte die nach 60 Minuten – ihr Team im Spiel gehalten, so taute nach dem Wechsel vor allem Alicia Bräuer mehr und mehr auf. Dass die beiden und die drei Routiniers etwas herausstachen, schmälert nicht die Leistung der anderen. Vor allem Franziska Grünberger im Tor raubte mit ihren Paraden den Gästen die Nerven. Sie gab der Abwehr, die sich immer besser formierte, den nötigen Rückhalt und Impulse für den Vorwärtsgang. Luzie Mosig oder Melanie Pietsch waren vor allem in der Defensive besonders aktiv und die Sarah Lange, Elisa Kreisch und Felicitas Storm trugen da und mit Torerfolgen zum Gesamtambiente des Teams wesentlich bei. Es müssen hier alle einmal genannt werden, denn als Team zeigten sie wieder, was möglich ist. Damit wurde das Stückwerk der ersten Halbzeit vergessen gemacht. Allerdings ist es immer besser, zwei gleich starke Halbzeiten zu bieten, denn nur so können auch stärkere Gegner in die Knie gezwungen werden. Berthold legte dann auch fast den Mantel des Schweigens über die erste Hälfte und lobte die zweite: „In der ersten Halbzeit fehlte die Einstellung zum Gegner. Wir haben nur reagiert, nicht selbst agiert. Wir hatten keinen Fokus auf den Ball, haben das Spiel am Anfang zu leicht genommen, was eben nicht reicht. Aber Schwamm drüber, was nach dem Wechsel passierte, war das was ich immer fordere. Wir waren ab der 31. Minute fokussierter und aggressiv von Beginn an. In der Kabine haben wir den richtigen Ansatz gefunden und dann umgesetzt. Wir haben das Spiel am Neun-Meter-Raum aufgenommen und den Gegner fest gemacht. Den so in die Defensive gedrängt, gelangen viele Ballgewinne. Der Angriff lief viel effektiver durch einige gute Kombinationen und die Würfe wurden besser verwertet. So wurde ein Vorsprung erarbeitet. Letztendlich zählen die Punkte, die wir uns in den zweiten 30 Minuten redlich erkämpft und verdient haben. Das zeigen auch die nur noch sieben zugelassenen Gegentore nach dem Wechsel.“ Wenn einmal zwei gleich starke Halbzeiten auf die Platte gebracht werden, können auch Topteams geschlagen werden. Nach einer Woche Pause kommt in 14 Tagen immerhin Spitzenreiter Klotzsche ins Sportforum.
HC Sachsen spielte mit: Wiekiera, Grünberger; Lange (2), Prenzel (5), Eckhardt (1), A. Bräuer (6), Kreisch (1), Cembranos Bruzon (8/2), Mosig, Storm (1), Pietsch und T. Bein (8).
Eberhard Neumann